epic patterns for unique kids

Meine berufliche Laufbahn war nicht unbedingt immer geradlinig und brachte mich dazu viel auszuprobieren. Doch erst das Besinnen auf die Vorbilder meiner Kindheit, das Erkennen eigener Stärken und das Herausfinden meines inneren Antriebs führten mich auf den richtigen Weg. Ihre Berufung half mir meine zu finden. Ohne starke Vorbilder wäre ich nicht so weit gekommen. 

Inhalt

VORBILDER

Warum brauchen Kinder eigentlich Vorbilder?

Von Vorbildern lernen wir soziales Miteinander, praktische Fähigkeiten wie unsere Muttersprache oder den Umgang mit Messer und Gabel, von ihnen schauen wir unser Verhalten ab, kopieren sie und testen Grenzen aus. Später beeinflussen uns Leitbilder unterbewusst und bewusst bei der Berufswahl. Wir kopieren sie, distanzieren uns von ihnen oder eifern ihnen nach. 

Als Kind können wir uns unsere Vorbilder noch nicht so aussuchen wie später. Aber wir sind von klein auf umgeben von ihnen, wir finden sie in nahen Bezugspersonen wie Spielkamerad*innen, Lehrer*innen, Bekannten der Familie, Geschwistern und vor allem auch unseren Eltern.

Nicht nur Menschen in unserem Umfeld spielen dabei eine Rolle, sondern auch nicht mittelbar mit uns verbundene Personen. Charaktere und Geschichten aus Büchern und Filmen, das Zeitgeschehen, Personen des öffentlichen Lebens und gesellschaftliche Zusammenhänge, prägen uns und unsere Vorstellung von der Welt. 

Diese Weltsicht führt letztendlich dazu, wie wir unseren Platz in ebendieser definieren, wo wir uns einordnen, wie wir unser Leben verbringen. Traue ich mir diese berufliche Laufbahn zu? Entspricht ein Leben mit Partner*in, Haus und Kind meinen Vorstellungen? Sehe ich mich als Digital Nomad in einem Co-Working-Space auf Madeira oder steige ich in das Unternehmen meiner Familie ein?

Brüder Löwenherz von Astrid Lindgren lesen

Das Vorbild meiner Kindheit: Astrid Lindgren

Das erstes Vorbild an das ich mich erinnere war: Astrid Lindgren. Sie war buchstäblich DIE Heldin meiner Kindheit. Ich liebte ihre Bücher,  sah die alten Filme auf unserem Röhrenfernseher und wollte sein wie Pippi oder Madita. Als zukünftigen Wohnort hatte ich mir Bullerbü ausgesucht, einen Ort, an dem ich mit den besten Freunden der Welt Abenteuer erleben dürfte, aber die Vorzüge eines warmherzigen Elternhauses genießen konnte. Ein Ort, an dem ich Kind sein durfte, auf Erkundungen gehen, aber einen zugleich beschränkten Kosmos mit bekannten Regeln hatte.
 
Der Traum war geboren: ich wollte Schriftstellerin werden. Ich wollte so sein wie Astrid Lindgren.
 
Im Grundschulalter hatte ich sehr wenig Ahnung, was der Beruf eines/r Schriftsteller*in wirklich bedeutete. Der Alltag eines/r Autor*in war mir unbekannt. Die in mein DIN A 5-Heftchen geschriebenen ersten Geschichten verrieten mir nicht, dass Schreiben ein einsamer und für viele ein zeitweise frustrierender Akt darstellen konnte. Erst als ich älter wurde und zahlreiche Aufsätze während meines geisteswissenschaftlichen Studiums hinter mir hatte, wusste ich, was Autorin Zadie Smith, mit der Aussage „Schreiben macht einsam und ist egoistisch“(1), meinte.
 
Mit Anfang 30, und nach vielen Jahren als Programm- und Projektmanagerin bei diversen Festivals und Institutionen, fühlte ich mich unzufrieden. Die ständigen Jobwechsel, bedingt durch die befristeten Anstellungen und Aufträge, zehrten an mir. Einmal eingelebt in der neuen Umgebung, mit unbekannten Kollegen und herausfordernden Aufgaben, musste ich schon wieder weiterziehen. Was anfangs aufregend und spannend war, ermüdete mich. 
 
Schließlich dachte ich über meine Kindheit nach, meine Wünsche und Träume als Kind und Jugendliche. Was hatte ich damals für Vorstellungen vom Leben? Was machte mir damals große Freude? Gab es in mir einen tieferen Antrieb, eine Leidenschaft, die nur darauf wartete ausgelebt zu werden?
 

Mein erster Berufswunsch „Schriftsteller*in“, angeregt durch Astrid Lindgren, kam mir in den Sinn. Ich begriff, dass ich als 8-Jährige gar nicht einschätzen hatte können, was den Beruf ausmachte, über das Schreiben an sich dachte ich eigentlich gar nicht nach. Aber ich erkannte die tiefere Wahrheit: Ich wollte fühlen und erschaffen, was Astrid erschaffen konnte. Geben was sie uns gegeben hat. Sich angenommen und akzeptiert fühlen. Und dieses Gefühl in der Welt zu verstärken, wurde zu meinem neuen Antrieb: Eine Möglichkeit schaffen, die kindliche Astrid-Welt ins Erwachsenen-Dasein zu übertragen. Ich glaube fest daran, dass, wenn wir den Sinn unseres Lebens gefunden haben und unsere Berufung leben, wir eine tiefe Zufriedenheit und Erfüllung spüren. Der Weg dorthin ist steinig. Es liegen kleine und große Steine im Weg. Manche davon befinden sich in uns und andere im Außen. Noch immer existiert Diskriminierung, Einstellungs-Entscheidungen werden nicht objektiv getroffen, das System erschwert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Care-Arbeit bleibt nach wie vor häufig an den Frauen* hängen und die Gender-Pay-Gap – das geschlechterspezifische Lohngefälle – ist in Deutschland vergleichsweise hoch. 

Erschwerend kommen die inneren Barrieren hinzu. Es fehlt manchmal der Glaube an sich selbst, die eigene Berufung ist noch nicht gefunden und so beugt man sich eher den Erwartungen von Außen. Wären wir mehr von Beispielen umgeben, die Beruf und Familie nicht im klassischen Sinn verkörpern, aber vereinen; Frauen* und diverse Personen in Führungspositionen oder an einem Punkt in ihrer selbstdefinierten Karriere, die sie glücklich macht; so würden wir diesen Weg erst gar nicht als so steinig wahrnehmen. Andere vor uns haben es ja schließlich auch geschafft. Die Identifikation mit nicht nur einer, sondern mehreren Persönlichkeiten oder sogar einem Kollektiv könnte uns den Mut geben, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und nach unseren Vorstellungen zu gestalten. 

Vorbilder als Wegweiser für unsere Berufung

Die Vorstellung, dass ein Vorbild perfekt sein muss und wir ihnen in allen Zügen nacheifern, ist eine falsche Vorstellung. Nicht jeder Charakterzug dieser Personen muss unbedingt erstrebenswert sein. Auch sie sind nur Menschen, haben Schwächen und machen Fehler.  Aber sie können für uns in gewissen Bereichen und Lebenslagen ein Wegweiser sein. Wir bewundern bei der einen Persönlichkeit das Durchhaltevermögen in schwierigen Zeiten und die Überwindung von Grenzen oder ihren Einsatz für die Mitmenschen. Bei anderen können Werte wie Gerechtigkeit und Freiheit im Mittelpunkt stehen. Manche Vorbilder sind Experten auf einem Gebiet und wir feiern sie für den Ausdruck ihrer Fähigkeiten in der Wissenschaft, Kunst oder Wirtschaft.
 

Wir können von ihnen lernen, den Vorbildern. Nicht nur Fähigkeiten und Wissen, sondern auch über uns. Indem wir uns Vorbilder suchen und herausfinden, was uns an ihnen fasziniert, können wir unsere Wünsche und Träume besser formulieren und zum Kern unseres Selbst vordringen. Über Vorbilder können wir uns bewusst machen, wer wir sein und wie wir leben wollen.

Habe ich Vorbilder? Wen bewundere ich? Für was bewundere ich diese Personen? Könnte ich mir ein ähnliches Leben vorstellen? Bin ich auf jemanden neidisch? Warum eigentlich?  Was hat diese Person, was ich gern für mein Leben hätte?
 

Sich diese oder ähnliche Fragen zu stellen und überlegen, wer ein Vorbild sein könnte, kann einen großen Effekt auf unser Leben haben. Sie helfen uns zu verstehen, was uns wichtig ist und  darum wiederum, wie wir wirken möchten in unserem Leben. Möchte ich Neues entdecken, Wege beschreiten, die noch keiner ging? Kann ich mir vorstellen in der Gesellschaft zu wirken oder künstlerisch einen Ausdruck für meine Gedanken und mein Innerstes zu finden? Oder bin ich eher der Typ, der mit seinen Fähigkeiten andere leitet oder sich für die Umwelt einsetzt? Umgeben uns viele Vorbilder und Held*innen in unserem Leben, sehen wir aufgrund ihrer Lebenswege auch Möglichkeiten für uns selbst. Mit ihrer Geschichte können wir uns identifizieren und unterstützt uns dabei, den eigenen Weg zu gehen und selbst zum Vorbild zu werden.

In jüngeren Jahren kann man sich – wie meine Geschichte auch zeigt – noch nicht so gut vorstellen, wie die Arbeitswelt wirklich aussieht. Damals ging es eher nach dem Motto: wer sich für schöne Kleidung interessiert, wird Modedesigner*in, oder jemand, der gern Sandburgen baut, will Architekt*in werden. Aber hey, irgendwo muss die Faszination anfangen und als Erwachsene haben wir die Möglichkeit herauszufinden, ob das, was zu dem Berufsbild  dazugehört wirklich dem entspricht, was mich glücklich macht und meinem inneren Antrieb entspricht.

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Hallo, ich bin Isabelle
Als Gründerin von Lore & Belle glaube ich an die Kraft von Geschichten und Held*innen, die uns als Persönlichkeit stärken und als Wegweiser für unser eigenes Leben dienen können. Unsere Schnittmuster können den Zugang zu starken Vorbildern und deren Geschichten erleichtern. Lass dich inspirieren und schreib' deine Geschichte selbst!
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